Moses Bollegraaf, *1873
deportiert 1941
ermordet in Minsk
Lemwerderstr. 19
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Gartenstr. 19
Lemwerderstr. 19 - Weitere Stolpersteine:
Moses Bollegraaf
Familienbiografie
Moses Bollegraaf
Berta Bollegraaf
Moses Bollegraaf (Schreibweise auch „Bollegraf“) wurde am 23.10.1873 in Siddeburen in der niederländischen Provinz Groningen geboren. Er war der Sohn des 1839 in Hoogezand geborenen Kaufmanns Simon Bollegraaf und seiner 1835 in Winschoten geborenen zweiten Ehefrau Meike, geb. Zachgerman. Moses wuchs zusammen mit sechs Geschwistern auf.
Moses Bollegraaf heiratete 1897 die 1876 in Weener geborene Elise Goldschmid, die 1934 starb. Bereits 1901 war die Familie in Oldenburg ansässig. Das Paar hatte fünf Kinder: Leonhard (geb. 1898), Marie (geb. 1899), Simon (geb. 1901), Berta (geb. 1904) und Adolf (geb. 1906). Die Familie lebte in der Bremer Heerstraße 97. Dort betrieb Moses Bollegraaf Pferdehandel, Viehhandel und Rinderzucht. Den Landwirten half er bei der Aufzucht von Rindern und versorgte ihr krankes Vieh. Nach dem Tod seiner Ehefrau führte die Tochter Berta seinen Haushalt.
In der Reichspogromnacht 1938 wurde Moses Bollegraaf verhaftet, in einem Fußmarsch vom Oldenburger Pferdemarkt in aller Öffentlichkeit durch die Innenstadt zum Gerichtsgefängnis gebracht und dort in „Schutzhaft“ genommen. Am 11.11.1938 verschleppte man ihn zusammen mit den anderen jüdischen Männern aus Oldenburg, dem Oldenburger Land und Ostfriesland in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er misshandelt und am 22. November mit der Auflage entlassen, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen.
Moses Bollegraaf war Rentner, als er am 29.4.1940 zusammen mit seiner Tochter Berta im Rahmen der von der Gestapoleitstelle Wilhelmshaven angeordneten Ausweisung der Juden aus dem oldenburgisch-ostfriesischen Raum die Stadt Oldenburg verlassen musste. Sie wurden in das der Familie Alfred Herz gehörende „Judenhaus“ in der Gartenstraße 19 (heute Lemwerderstraße) in Vegesack einquartiert. Dort stand ihnen nur ein einziger Raum zur Verfügung.
Am 18.11.1941 wurden Moses und Berta Bollegraaf in das Ghetto Minsk deportiert; dort wurden sie ermordet. Sie starben entweder im Winter 1941/42 an Kälte und Hunger oder fielen einer der im Juli 1942 einsetzenden Massenerschießungen zum Opfer.
Die Söhne Leonhard und Adolf emigrierten in die Niederlande; beide wurden 1943 über das Sammel- und Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz-Birkenau deportiert und am 31.3.1944 ermordet. Der Sohn Simon, von Beruf Kaufmann, flüchtete 1938 über Dänemark in die USA und gründete dort eine Familie; er hatte zwei Kinder. Die Tochter Marie heiratete einen Christen und überlebte die NS-Zeit, durch die „Mischehe“ vor der Deportation geschützt. Sie starb 1949 und hinterließ eine Tochter.
Wiltrud Ahlers (2013)
Informationsquellen:
De gemeente Slochteren tijdens de Tweede Wereldoorlog K. G. Bos; Uitgave van de Culturele Commissie Slochteren 1998
De Joodse gemeenschappen in Hoogezand-Slappemeer, Slochteren, Neoor-en-Zuidbroek en omliggende dorpen 1724 – 1950 E.P. Boon en J. J. M Lettninck; Uitgave Mr. J.H. De Vey Mestdagh Stichting 2001
Paulsen, Jörg/Meyer, Ahlrich (Hrsg.): Erinnerungsbuch. Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg. 1933-1945, Bremen 2001
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Minsk