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Ilse Cohen, geb. Schirling, *1907

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Otto-Friese-Str. 1a
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Johannisstr. 1a


Otto-Friese-Str. 1a - Weitere Stolpersteine:


Ilse Cohen


Familienbiografie
Arthur Cohen
Ilse Cohen, geb.Schirling
Ingrid Cohen
Hannelore Cohen

Arthur Cohen wurde am 30.12.1901 als Sohn des 1868 im ostfriesischen Neustadtgödens geborenen Pferdehändlers Bernhard Cohen und seiner 1858 ebenda geborenen Frau Johanna, geb. Juchenheim, in Neustadtgödens geboren. In diesem Ort, der sich durch seine religiöse Vielfalt und Toleranz auszeichnete, lebten seine Vorfahren bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Neustadtgödens hatte einen hohen Anteil jüdischer Bürger, die den traditionellen jüdischen Erwerbszweigen auf dem Lande – wie dem Viehhandel – nachgingen. Es gab neben einer Synagoge auch eine Elementarschule, die bis 1922 bestand.

Arthur Cohen war von Beruf Kutscher und Viehhändler. Er heiratete Mitte der 1920er Jahre die am 5.7.1907 in Rauschenberg in Hessen geborene Ilse Schirling, Tochter des Lehrers Menko Schirling und seiner Ehefrau Frieda, geb. Stern. Die Familie lebte in Wilhelmshaven; hier kamen auch die beiden Töchter – Ingrid, geb. 24.9.1929, und Hannelore, geb. 28.5.1935 – zur Welt. Als Witwe zog 1936 auch Ilses Mutter, Frieda Schirling,nach Wilhelmshaven.

Ab 1938 wurden – nicht nur in Wilhelmshaven – die jüdischen Kinder vom Besuch einer öffentlichen Schule ausgeschlossen. Die älteste Tochter der Cohens, Ingrid, konnte daher nur noch die jüdische Volksschule in Oldenburg besuchen, die für die jüdischen Kinder im Oldenburger Land eingerichtet worden war. Ingrid lebte zu der Zeit als Pflegekind bei jüdischen Familien in Oldenburg.

Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde Arthur Cohen in das KZ Sachsenhausen deportiert und nach wenigen Wochen wieder entlassen. Am 23.3.1940 musste die Familie Cohen Wilhelmshaven verlassen. Sie wurden in das Haus von Adolf Herz in der Johannisstraße 1a (heute Otto-Friese-Straße) in Aumund, ein „Judenhaus“, zwangseingewiesen. Dort lebten sie in sehr beengten Verhältnissen. Ilses Mutter Frieda Schirling, die mit der Tochter und deren Familie Wilhelmshaven verlassen musste, wurde ein Wohnplatz im „Judenhaus“ in der Hafenstraße 23 (heute Alte Hafenstraße) in Vegesack zugewiesen.

Am 18.11.1941 wurden Arthur, Ilse, Ingrid und Hannelore Cohen in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Arthur Cohens Vater, Bernhard Cohen, wurde 1940 nach Hamburg gebracht und ist dort 1942 zu Tode gekommen. Die Mutter, Johanna Cohen, floh in die Niederlande und wurde 1943 über das Sammel- und Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert.

Wiltrud Ahlers (2013)

Informationsquellen:
Einwohnermeldekarten von Agathe Schirling aus Aurich und Amsterdam
Michael Clemens, in: Friesische Heimat 7, November 20

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Minsk