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Ella Salomon, geb. Löwenstern, *1907

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Bürgermeister-Smidt-Str./neben Ausfahrt Hochgarage
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Kaiserstr. 14


Bürgermeister-Smidt-Str./neben Ausfahrt Hochgarage - Weitere Stolpersteine:


Ella Salomon

Ella Salomon

Familienbiografie
Leopold Salomon
Ella Salomon, geb. Löwenstern
Alma-Ursel Salomon

Leopold Salomon (geb. 24.12.1898 in Hamburg) war Albert und Ida Salomons einziger Sohn. Er besuchte die Oberrealschule und absolvierte nach der mittleren Reife eine kaufmännische Lehre in einer Bremer Getreidegroßhandlung. Mit 17 Jahren wurde er zum Militär einberufen und nahm bis zum Kriegsende als Frontsoldat am Ersten Weltkrieg teil. Überlebende Familienmitglieder haben berichtet, dass er zeitlebens von seinen Kriegserlebnissen gezeichnet blieb.

Nach dem Krieg wurde er Angestellter in der Buchhandlung seines Vaters und seines Onkels, der in der Kaiserstraße (heute Bürgermeister-Smidt-Straße) 14 gelegenen Bremer Buch- und Zeitschriftenzentrale. 1929 heiratete er seine am 28.12.1907 in Herford geborene Cousine Ella Löwenstern. Das Ehepaar ließ sich in Bremen nieder; sie wohnten – wie Leopolds Eltern, Albert und Ida Salomon, und Leopolds Schwester, Sophie Goldschmidt geb. Salomon, mit ihren Kindern Lotte, Herbert und Inge – in der Kaiserstraße 14. Am 24.12.1930 wurde in Bremen die Tochter Alma-Ursel geboren.

Seit der Buchladen 1935 von den Behörden geschlossen worden war, erzielte Leopold nur noch durch gelegentliche Maklergeschäfte ein eigenes Einkommen und war wirtschaftlich auf seine Frau und seine Eltern angewiesen. Ella, die eine gute Köchin war, meldete zusammen mit ihrer Schwägerin Sophie Goldschmidt, geb. Salomon, beim Gewerbeamt einen Mittagstisch für jüdische Gäste an. Den Mittagstisch besuchten während der Woche täglich etwa 20 Gäste und sonntags die doppelte Anzahl, da dort die Versammlungen des jüdischen Vereins Bar Kochba stattfanden. Als sich Nachbarn darüber beschwerten, dass sich so viele Juden im Haus aufhielten, musste der Mittagstisch nach drei Monaten auf behördliche Anordnung eingestellt werden. Ella Salomon arbeitete dann als Verkäuferin und Buchhalterin in der Obernstraße bei der Firma Manne. Als das Geschäft 1939 „arisiert“ wurde, wurde sie von den neuen Inhabern entlassen.

Im Frühjahr 1937 wurde Alma-Ursel Salomon eingeschult. Sie besuchte – wie ihre Cousine Inge Goldschmidt und wie Miriam Bialystock, die schräg gegenüber in der Straße Am Brill wohnte, – die Michaelisschule, eine in der Straße Doventorsdeich gelegene Volksschule für Mädchen. Nach der Pogromnacht wurden am 15.11.1938 durch „Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ alle jüdischen Kinder vom Besuch deutscher Schulen ausgeschlossen. Seit Ende 1938 konnte die Israelitische Gemeinde Räume im Hause Kohlhökerstraße 6 als Gemeindezentrum nutzen und richtete dort auch einen Klassenraum für die Religionsschule ein. Mehr als 30 Kinder – darunter Alma-Ursel Salomon – wurden in dieser Schule unterrichtet.

1939 musste die Familie ihre 5-Zimmer- Wohnung in der Kaiserstraße 14 verlassen und in ein „Judenhaus“ in der Keplerstraße 36 ziehen. Dort wurde ihnen ein leeres Zimmer im Souterrain zugewiesen; ihre Wohnungseinrichtung konnten sie nicht mitnehmen.

Am 18.11.1941 wurden Leopold, Ella und Alma-Ursel Salomon in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet. Sie starben entweder im Winter 1941/42 an Kälte und Hunger oder fielen einer der im Juli 1942 einsetzenden Massenerschießungen zum Opfer.

Michael Cochu (2015)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11304, 4,54-E11000
Rohdenburg, Günther (Bearb.): „Judendeportationen“ von Bremerinnen und Bremern während der Zeit der nationalso­zialistischen Gewaltherrschaft, Bremen 2006
Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden, Bd. 1, München 1998 (S. 307)
Rohdenburg, Günther/Karl-Ludwig Sommer, Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens, Bremen 2006
Lührs, Wilhelm u.a.: „Reichskristallnacht in Bremen“, Bremen 1988
Markreich, Max; Geschichte der Juden in Bremen und Umgegend, 2. Aufl., Bremen 2009

Abbildungsnachweis: Privatbesitz (auf dem Foto: Leopold Salomon und seine Tochter Alma-Ursel)

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Minsk