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Max Stern, *1876

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Elsasser Str. 114
Bremen-Schwachhausen


Elsasser Str. 114 - Weitere Stolpersteine:


Max Stern

geb. am 25.11.1876 in Halle/Westfalen.

Max Sterns Eltern hießen Rafael Stern und Emma, geb. Rosenthal. Er lebte ab einem nicht bekannten Datum in Verden. Am 7.6.1905 eröffnete er dort ein Manufaktur- und Möbelwarengeschäft in der Großen Straße 63 (1926 nach Neunummerierung: Nr. 54).

Am 25.6.1905 heiratete er Rosa, geb. Tannenbaum, geb. am 12.4.1880, in Verden. Das junge Paar lebte im Haus ihrer Eltern in Verden, Große Straße 54. Rosa Stern war Hausfrau, aber sie hatte auch Hausangestellte. Aus der Ehe gingen zwei in Verden geborene Kinder hervor: Rudolf, geb. am 17.8.1906, und Ilse Lotte, geb. am 19.7.1910.

Max Stern betrieb im Haus Große Straße 54 eine Möbelfabrikation nebst Manufaktur-Abteilung. Während des Ersten Weltkriegs war er in Güstrow stationiert und die Familie folgte ihm dorthin; während dieser Zeit war der Betrieb in Verden geschlossen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Betrieb wieder eröffnet. Die Geschäfte liefen so gut, dass Max Stern mehrere Angestellte beschäftigen konnte. Im Verdener Adressbuch von 1922 warb er sogar mit „eigener Anfertigung von Möbeln“ und „Lieferung kompletter Einrichtungen“. In dem Entschädigungsverfahren nach dem Krieg teilte die Stadt Verden allerdings am 29.3.1961 mit: „Eine Möbelfabrikation ist auf keinen Fall betrieben worden, da in dem Haus Große Straße 54 hierfür nicht die geeigneten Räume vorhanden waren.“ Auf einem ca. 10 Jahre später aufgenommenen Foto ist aber die Werbebeschriftung auf der Giebelfront „Möbel – eigene Anfertigung“ durchaus erkennbar.

Max und Rosa Stern gehörten zu den angesehensten Bürgern Verdens. Sie lebten in einer großzügigen 7-Zimmerwohnung mit Diele und Küche Das Esszimmer war mit wertvollem Mobiliar eingerichtet. Zeichen des Wohlstands waren auch die jährlichen Urlaube mit der ganzen Familie.

Der Sohn Rudolf hatte das Domgymnasium nach der Obersekunda verlassen, um in Bremen eine kaufmännische Lehre als Export- und Importkaufmann zu machen (Fa. Wallheimer). Nach seiner Lehre arbeitete er im väterlichen Geschäft sowie später wieder bei Wallheimer. 1935 meldete er ein Gewerbe als „Handelsagent“ mit Sitz im elterlichen Wohnhaus an, offensichtlich ein letzter vergeblicher Versuch einer minimalen Existenzsicherung für die gesamte Familie. Außerdem verdiente er in Bremen ein wenig Geld durch Gelegenheitsarbeiten und durch Nachhilfestunden, die er in Französisch, Latein und Griechisch erteilte.
Als Beruf der Tochter Ilse ist „Verkäuferin“ angegeben, sie dürfte im väterlichen Geschäft geholfen haben.

Ab 1933 geriet das Geschäft von Max Stern in rote Zahlen, weil sich die Außenstände auf ca. 15.000 RM beliefen und ihm keine Darlehen mehr gewährt wurden. 1934 musste er das Geschäft schließen. Die Familie zog zunächst in die Stifthofstraße 25 um. Ab dem 24.9.1935 waren Max, Rosa und Ilse Stern in Bremen, Busestraße 10, gemeldet. Am 24.9.1936 meldete er eine „Warenvertretungen“ an, die er aber am 1.6.1938 wieder abmeldete. Auch seine Tätigkeit als Kfz-Reisender musste er wieder aufgeben. 1941 wurde er als Arbeiter geführt.

Rudolf Stern gelang am 13.1.1939 die Flucht nach New York. Seine Trauungszeremonie mit Alma Daube, geb. 24.12.1907, vollzogen ehemalige Bremer Bürger.

Max, Rosa und Ilse Stern wohnten etwa ein Jahr nach ihrem Umzug nach Bremen im Philosophenweg 5. Am 1.11.1941 wurden sie in das "Judenhaus" Elsasser Straße 114 eingewiesen.

Alle drei wurden – wie auch die anderen Bewohner des „Judenhauses“ Elsasser Straße 114 – am 18.11.1941 nach Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.


Verfasserin:
Barbara Ebeling (2013)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E10900, 4,54-E10901
www.regionalgeschichte-verden.de/Dateien/Stolpersteine

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk