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Alfred Levy, *1894

deportiert 1941
ermordet in Minsk


Lüder-Clüver-Str. 26
Bremen-Blumenthal
ehemalige Straßenbezeichnung: Blumenstr. 26


Lüder-Clüver-Str. 26 - Weitere Stolpersteine:


Alfred Levy


Familienbiografie
Alfred Levy
Hildegard Levy, geb. Stein
Werner Levy

Alfred Levy wurde am 12.8.1894 in Blumenthal geboren. Seine Eltern waren der 1864 im Rheinland geborene Hermann Levy und die 1859 in Westfalen geborene Bertha Levy, geb. Blumenthal. Alfred wuchs zusammen mit einer Schwester und zwei Brüdern auf, die ebenfalls in Blumenthal geboren wurden. Die Geschwister verließen das Elternhaus und lebten in Westfalen bzw. in Bulgarien.

Alfred Levy wurde Kaufmann und blieb in Blumenthal. Er führte zusammen mit seinem Vater ein Schuhgeschäft, das die Familie mit ihm in dritter Generation betrieb.

1930 heiratete er in Beckum die dort am 20.1.1904 geborene Hildegard Stein. Das junge Paar zog nach Blumenthal in die Langestraße 46 (später Kapitän-Dallmann-Straße). Am 17.6.1931 wurde im Krankenhaus in Aumund der Sohn Werner geboren.

Alfred Levy engagierte sich im Vorstand des Einzelhandelsausschusses der Industrie- und Handelskammer Wesermünde. „Die Norddeutsche“ berichtete am 4.4.1933 über eine Mitgliederversammlung, in der Alfred Levy alle seine Ämter aufgeben und aus dem Verein austreten musste. Juden wurden in einem „arischen“ Verein nicht mehr geduldet.

Bereits nach dem Boykottaufruf am 1.4.1933 kam es für das Geschäft der Familie Levy zu erheblichen finanziellen Einbußen. 1935 war die Familie gezwungen, zur Sicherung ihres Lebensunterhalts einen Teil ihres Grundstückes zu verkaufen.

Werner Levy wurde 1936 in Blumenthal in die Schule Blumenstraße (heute Lüder-Clüver- Straße) eingeschult. Er war das einzige jüdische Kind in der Schule. In der dritten Klasse durfte er nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Ehemalige Mitschüler haben berichtet, dass er die Klasse unter Tränen verlassen hätte. Bertha Levy soll nach Berichten von Nachbarn vor Kummer krank geworden sein. Sie starb 1937 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Schwanewede beerdigt. Nach dem Tod der Mutter zogen Alfred und seine Familie 1937 in die Kapitän-Dallmann-Straße 4.

Anfang 1938 war das Geschäft nicht mehr zu halten. Aus finanziellen Gründen wurden Haus und Geschäft im Februar 1938 verkauft. Im Kaufvertrag wurde vereinbart, dass die junge Familie in den Räumen über ihrem ehemaligen Geschäft so lange wie möglich zur Miete wohnen bleiben dürfte.

Der Vater Hermann Levy verließ Blumenthal und zog 1938 zur Familie seines ältesten Sohnes nach Sofia. Sie konnten zusammen 1940 in die USA emigrieren.

Am 7.7.1939 musste Alfred Levy mit seiner Frau die Wohnung in der Kapitän-Dallmann- Straße 4 verlassen und in das „Judenhaus“ in der Blumenstraße 26 (heute Lüder- Clüver-Straße) umziehen. Ihr Sohn Werner war nicht dabei; er war von diesem Zeitpunkt an, obwohl erst neun Jahre alt, in Hamburg gemeldet. Wo das Kind dort gelebt und was es gemacht hat, ist bisher nicht bekannt. Am 31.10.1941 kehrte Werner zu seinen Eltern nach Blumenthal zurück.

Am 18.11.1941 wurde die Familie Levy in das Ghetto Minsk deportiert. Alfred, Hildegard und Werner Levy wurden ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.

Wiltrud Ahlers (2013)

Informationsquellen:
Aussage der Nichte Helen Hill in Australien
Berichte Blumenthaler Bürger
Grundbuch Amtsgericht Bremen-Blumenthal (Kaufvertrag)
„Die Norddeutsche“ vom 4.4.1933

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag "Minsk"