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Fritz Obermeier, *1909

DEPORTIERT 1941, MINSK,
ERMORDET


Bürgermeister-Deichmann-Straße 65
Bremen-Walle
ehemalige Straßenbezeichnung: Wartburgstraße 31/33

Verlegedatum: 20.09.2018


Bürgermeister-Deichmann-Straße 65 - Weitere Stolpersteine:


Fritz Obermeier


Familienbiografie
Fritz Obermeier
Ruth Obermeier, geb. Deichmann

Fritz Obermeier wurde am 10.4.1909 als zweites Kind des jüdischen Ehepaares Joseph und Minna Obermeier in Bad Salzuflen geboren. Die Familie zog später nach Geestemünde. Das Ehepaar hatte fünf Kinder.

Der Maschinist Fritz Obermeier heiratete am 9.9.1933 in Geestemünde die christliche Else Henriette Wilhelmine Bruns. Kurz nach seiner Heirat, am 18.9.1933, konvertierte Fritz Obermeier zum Christentum. Else und Fritz Obermeier zogen nach Bremen und waren bis zum 8.4.1940 in der Bogenstraße 9 in Walle gemeldet. Sechs Jahre nach der Heirat – am 11.10.1939 – wurde die Ehe geschieden.

Am 8.4.1940 zog Fritz Obermeier in die Yorckstraße 48. 1941 wurde auch seine Mitgliedschaft in der christlichen Kirche aufgehoben; er galt wieder als Jude. „Zum Judentum zurück“ ist in seiner Einwohnermeldekarte vermerkt. Am 15.3.1941 zog er in die Wartburgstraße 31/33 (heute Bürgermeister-Deichmann-Straße 65) und heiratete vierzehn Tage später die jüdische Ruth Deichmann.

Ruth Deichmann war am 15.10.1913 als Tochter von August und Melanie (Minna) Deichmann, geb. Kahn, in Syke zur Welt gekommen. Ihr Vater war 1880 in Hoya geboren, und ihre Mutter Melanie (Minna) 1880 in Bous in der Nähe von Saarbrücken. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, beide in Syke geboren: der Sohn Fredy (1910) und die Tochter Ruth. Der Vater war Kaufmann (Rohprodukten- und Tabakwarenhändler) und hatte in Syke in der Nienburger Straße 15 seinen Geschäfts- und Wohnsitz.

Ruth lebte nach dem Schulabschluss im Jahr 1928 als Haustochter bei den Eltern. Vom 25.8.1933 bis zum 30.9.1934 wohnte sie in Bremen im Jüdischen Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße 167, wo sie eine Lehre als Köchin begann. Sie zog dann wieder nach Syke, kam aber bald nach ihrer Heirat mit Fritz Obermeier am 29.3.1941 zu ihm in die Wartburgstraße.

Nur acht Monate später, am 18.11.1941, wurden Fritz und Ruth Obermeier in das Ghetto Minsk deportiert. In diesem Transport waren auch die Eltern von Ruth und ihr Bruder Fredy. Sofern sie nicht den unmenschlichen Bedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen – mit Ausnahme von Fredy Deichmann. Er überlebte die Zeit im Minsker Ghetto und starb nach einer Lagerodyssee am 6.11.1944 im Konzentrationslager Flossenbürg.

Von den vier Geschwistern Fritz Obermeiers überlebten nur Dina Anna Julie Wilhelmine, verheiratete Lange (1908-1994), und Johanne, verheiratete Junge (1912 -1996). Beide Schwestern, mit Christen verheiratet, wurden am 21.2.1945 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, von wo sie nach der Befreiung im Sommer 1945 zurückkehrten. Die Schwester Bertha (geb. 1917) wurde am 5.10.1940 aus Geestemünde in das KZ Ravensbrück deportiert und im April 1942 in die Tötungsanstalt Bernburg an der Saale überführt, wo sie am 24.4.1942 ermordet wurde.

Auch die Schwester Frieda, geboren 1920, kam zunächst nach Ravensbrück und anschließend nach Bernburg an der Saale, wo sie am 1.4.1942 ermordet wurde.

Die Eltern von Fritz Obermeier lebten seit dem 16.1.1942 im Jüdischen Altersheim in Bremen in der Gröpelinger Heerstraße 167. Sie wurden am 23.7.1942 nach Theresienstadt und am 19.10.1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

n Bremerhaven erinnern in der Schillerstraße 98 Stolpersteine an die Eltern von Fritz Obermeier Minna und Joseph Obermeier sowie seine Schwestern Bertha und Frieda. In Bremen erinnern in der Daniel-von-Büren-Straße 54 Stolpersteine an die Eltern von Ruth Obermeier August und Minna Deichmann sowie ihren Bruder Fredy.

Anning Lehmensiek (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E7142, 4,54-E7190, Einwohnermeldekartei
Stadtarchiv Bremerhaven
Gedenkstätte Flossenbürg, Totenbuch
www.unnel.de
Isenbeck, Ursula: Die Geschichte der Familien Deichmann, Kahn und Isenbeck, in: Hornecker, Elfriede: Woher. Wohin.
Jüdische Familien im Hoyaer Land, Hoya 2017, S. 120-129

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Minsk