Simon de Jonge, *1874
deportiert 1941
ermordet in Minsk
Alte Hafenstraße 23
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Hafenstraße 23
Alte Hafenstraße 23 - Weitere Stolpersteine:
- Arno de Jonge
- Elise de Jonge
- Rebecka de Jonge
- Mathilde Heinemann
- Frieda Schirling
- Fränzchen Schneider
- Max Schneider
- Amalie Wolff
Simon de Jonge
Familienbiografie
Simon de Jonge
Rebecka de Jonge, geb. Pelz
Arno de Jonge
Elise de Jonge
Simon de Jonge wurde am 9.5.1874 in Weener als Sohn des Schlachters Abraham deJonge und seiner Ehefrau Elise, geb. Wolff, geboren. In Weener gab es mehrere Familien namens de Jonge, die ursprünglich aus den Niederlanden stammten.
Im Februar 1910 heiratete er Rebecka Pelz. Sie wurde am 11.4.1886 als Tochter von Meir Pelz und seiner Ehefrau Helene in Leer geboren. Simon und Rebecka de Jonge hatten drei Kinder, alle in Weener geboren: die Zwillinge Leni und Arno (geb. 1914) und die Tochter Elise, genannt Lissy (geb. 1923).
Simon de Jonge besaß in der Süderstraße in Weener einen größeren landwirtschaftlichen Betrieb. Daneben war er Viehhändler, musste diese Tätigkeit jedoch 1935/36 zwangsweise einstellen. Zwei seiner Brüder lebten in der Nachbarschaft und waren ebenfalls Landwirte.
Nach einem Erlass der Gestapoleitstelle Wilhelmshaven mussten bis April 1940 alle Juden innerhalb kürzester Zeit Ostfriesland und Oldenburg verlassen. Aus diesem Grund kam Simon de Jonge mit seiner Frau, dem Sohn Arno und der Tochter Elise am 3.2.1940 nach Vegesack, wo er mit seiner Familie in das „Judenhaus“ in der Hafenstraße 23 (heute Alte Hafenstraße) eingewiesen wurde; die Familie bewohnte dort ein Zimmer. Simon de Jonge fand Beschäftigung als Arbeiter. Seine inzwischen verheiratete Tochter Leni war nicht mit nach Vegesack gekommen. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Am 18.11.1941 wurden Simon, Rebecka, Arno und Elise de Jonge in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen zum Opfer, die Ende Juli 1942 begannen.
Zum „Judenhaus“ in der Hafenstraße 23 sei an dieser Stelle hinzugefügt, dass hier seit 1940 auch der Schlachter und Viehhändler Jacob Moses Cohen (geb. 1882 in Aurich) und seine Frau Hanna Cohen, geb. Wolff (geb. 1892 in Großefehn) lebten; 1941 kamen noch deren Tochter Martha (geb. 1927) und deren Sohn Manfred (geb. 1930) hinzu. Auch sie wurden am 18.11.1941 in das Ghetto Minsk deportiert und dort ermordet. Die Tochter Minka (geb. 1923) und der Sohn David (geb. 1925) gelangten 1939 mit Kindertransporten nach Palästina. David Cohen kehrte 1957 mit Frau und Kindern nach Deutschland zurück. In Aurich sollen demnächst vor dem Haus Wallstraße 33 Stolpersteine zur Erinnerung an Jacob, Hanne, Martha und Manfred Cohen verlegt werden.
Wiltrud Ahlers (2013)
Informationsquellen:
Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Aurich
Arbeitskreis 50. Jahrestag Synagogenbrand Ween
Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Minsk