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Max Schneider, *1908

UMZUG BERLIN 1941, DEPORTIERT 1942 RIGA
Ermordet in Stutthof


Alte Hafenstraße 23
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Hafenstraße 23

Verlegedatum: 27.09.2012


Alte Hafenstraße 23 - Weitere Stolpersteine:


Max Schneider

Max Schneider
geb. 17.3.1908 in Berlin

Max Schneider war der Sohn von Walter Schneider (geb. 1875 in Elbing) und seiner Ehefrau Maria Fenger (geb. 1879 in Leipzig). Das Ehepaar lebte in Berlin. Angaben über weitere Kinder sind nicht bekannt.

Max arbeitete als Fahrstuhlführer. Am 9.1.1939 heiratete er in Berlin Fränzchen Wolff (geb. 14.8. 1904 in Vegesack). Das Ehepaar zog am 30.6.1940 aus Berlin kommend in die Hafenstraße 23, dem Wohnhaus ihrer Eltern, ein. Bereits am 11.7.1940 zogen sie wieder nach Berlin, Iranische Straße 2. Wieder aus Berlin kommend, wohnten sie vom 15.5.1941 - 28.5.1941 in der Hafenstraße 23. Danach meldeten sie sich erneut nach Berlin, Iranische Straße 2, ab.

Wahrscheinlich dokumentieren die Eintragungen in der Einwohnermeldekarte keine Wohnungswechsel sondern nur Besuche bei den Eltern. Am neuen Wohnsitz des Ehepaares gab es vielfältige verwandtschaftliche Verbindungen. Max Schneider stammte aus Berlin und seine Eltern lebten noch dort sowie der Bruder Fränzchens, Bernhard mit seiner Familie. Bedeutsam ist die Berliner Adresse, Iranische Straße 2. Hier befand sich das Jüdische Krankenhaus. Möglicherweise fand Fränzchen Schneider als gelernte Pflegerin und als Jüdin im Krankenhaus eine Beschäftigung.

Fränzchens Vater Siegmund Wolff hatte in Vegesack in der Hafenstraße 20 ein Textil- und Bettengeschäft, das er schon von seinem Vater Harry übernommen hatte. Ihre Mutter Selma unterstützte ihren Mann im Geschäft. Ihr Vater war ein sehr angesehener Bürger in Vegesack, er war jahrzehntelang Stadtverordneter. Er verstarb am 8.2.1940 im "Judenhaus" Legion-Condor-Straße 1 (heute Parkstraße 1). Selma Wolff wurde am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 8.4.1945 auf Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes in die Schweiz entlassen.

Max' Vater Walter Schneider wurde am 17.3.1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und verstarb dort am 20.3.1944. Das Schicksal seiner Mutter Maria ist nicht bekannt.

Max und Fränzchen Schneider wurden am 19.10.1942 von Berlin nach Riga deportiert. Es war der "21. Osttransport" und bestand aus 959 jüdischen Einwohnern Berlins. Nach drei Tagen erreichte der Transport Riga. Obwohl in diesem Zug 264 Menschen, zwischen 16 und 40 Jahre alt waren, wurden bei der nach ihrer Ankunft vorgenommenen Selektion nur 81 Männer mit handwerklichen Berufen herausgesucht. Unmittelbar danach mussten sie am Bahnhofsgelände Kohlenwaggons entladen. Anschließend wurden sie verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt. Nur 17 von ihnen überlebten den Krieg. Alle anderen Insassen des Transports wurden gar nicht mehr in das Ghetto eingewiesen, sondern sofort nach der Ankunft in die umliegenden Wälder gebracht und dort an Gruben ermordet.

Es gibt keine Aufzeichnungen über den Verbleib von Fränzchen nach der Deportation. Daraus muss gefolgert werden, dass auch sie sofort nach Ankunft am 22.10.1942 erschossen wurde. Max gehörte vermutlich zu den 81 Selektierten. Er wurde erst am 21.10.1944 von der Sicherheitspolizei Riga in das KZ Stutthof eingewiesen und erhielt dort die Häftlingsnummer 98 490. Danach verliert sich seine Spur. Ein Todesdatum ist nicht bekannt.


Verfasser:
Wiltrud Ahlers/Peter Christoffersen (2012)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akte 4,54-E 4131, Einwohnermeldekartei
Bundesarchiv, Gedenkbuch
Auskunft Muzeum Stutthof (Akte I-III-28798)
www.tenhumbergreinhard.de (Transport Riga)