Sie befinden sich hier | Kapitelüberschrift  Stolpersteine Biografie
Schriftgroesse verkleinern Schriftgroesse normal Schriftgroesse vergrössern
Diese Seite ausdrucken

Max Schneider, *1908

UMZUG BERLIN 1941, DEPORTIERT 1942 RIGA
Ermordet in Stutthof


Alte Hafenstraße 23
Bremen-Vegesack
ehemalige Straßenbezeichnung: Hafenstraße 23

Verlegedatum: 27.09.2012


Alte Hafenstraße 23 - Weitere Stolpersteine:


Max Schneider

Max Schneider

Familienbiografie
Max Schneider
Fränzchen Schneider, geb. Wolff

Fränzchen Schneider wurde am 14.8.1904 in Vegesack geboren. Sie war die Tochter des 1863 geborenen Kaufmanns Siegmund Wolff und seiner 1873 geborenen Ehefrau Selma, geb. Bry. Siegmund Wolff betrieb in Vegesack in der Hafenstraße 20 in zweiter Generation ein Textil- und Bettengeschäft. Er war jahrzehntelang Stadtverordneter und ein angesehener Bürger. Fränzchen hatte zwei Brüder, Harry (geb. 1900) und Bernhard (geb. 1903). Die Familie wohnte zunächst in einer Wohnung in der Reeder-Bischoff-Straße 44, später in einem eigenen Haus in der Hafenstraße 23 (heute Alte Hafenstraße).

Fränzchen erhielt eine Ausbildung als Krankenschwester, war anschließend aber im väterlichen Geschäft tätig. In der Reichspogromnacht 1938 wurden Schaufenster, Geschäfts- und Wohnungseinrichtung demoliert; Siegmund Wolff gab das Geschäft auf. In das Wohnhaus waren bereits zuvor mehrere jüdische Familien aus Vegesack eingewiesen worden, so dass es den Status eines „Judenhauses" hatte.

1939 heiratete Fränzchen Wolff in Berlin den dort am 17.3.1908 geborenen Max Schneider. Seine Eltern waren der 1875 in Elbing geborene Walter Schneider und seine 1879 in Leipzig geborene Ehefrau Maria, geb. Fenger. Max und Fränzchen Schneider lebten in Berlin in der Iranischen Straße 2, dort befand sich das Jüdische Krankenhaus. Hier hatten beide Unterkunft und Arbeit gefunden. Er arbeitete als Fahrstuhlführer und sie in ihrem erlernten Beruf als Krankenschwester. Nach der Ende 1938 erfolgten rechtlichen Neuordnung der Krankenpflege durften Juden die Krankenpflege nur an Juden oder in jüdischen Anstalten berufsmäßig ausüben.

Max und Fränzchen Schneider wurden am 19.10.1942 von Berlin nach Riga deportiert. Es war der „21. Osttransport", der aus 959 jüdischen Einwohnern Berlins bestand. Nach drei Tagen erreichte der Transport Riga. Obwohl 264 der Deportierten zwischen 16 und 40 Jahre alt waren, wurden nach der Ankunft nur 81 Männer mit handwerklichen Berufen selektiert. Sie mussten sofort am Bahnhofsgelände Kohlenwaggons entladen und wurden anschließend verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt; nur 17 von ihnen überlebten den Krieg. Alle anderen Insassen des Transports wurden nicht in das Ghetto eingewiesen, sondern sofort nach der Ankunft in die umliegenden Wälder gebracht und dort an Gruben erschossen. Es gibt keine Aufzeichnungen über Fränzchens Verbleib nach der Deportation; daraus lässt sich schließen, dass sie sofort nach Ankunft am 22.10.1942 ermordet wurde. Max gehörte vermutlich zu den 81 Selektierten, da er noch im KZ Stutthof war und später dort umgekommen ist.

Siegmund und Selma Wolff mussten am 6.2.1939 in das „Judenhaus" Legion-Condor-Straße 1 (heute Parkstraße) umziehen. Dort starb Siegmund Wolff am 8.2.1940. Selma Wolff wurde am 23.7.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte alle Strapazen und Entbehrungen und wurde am 5.2.1945 in die Schweiz entlassen – noch vor der am 8.4.1945 erfolgten Übergabe des Ghettos an das Internationale Rote Kreuz. Im Dezember 1946 wanderte sie nach Santiago de Chile zu ihrem Sohn Bernhard aus, der mit seiner Familie dorthin emigriert war. Sie starb dort am 28.6.1953.

Der Sohn Harry Wolff wurde am 10. 2. 1943 von der Gestapo verhaftet und am 28.5.1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er ermordet wurde. Max Schneiders Vater, Walter Schneider, wurde am 17.3.1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und erlag dort am 20.3.1944 den Entbehrungen. Das Schicksal seiner Frau Maria ist nicht bekannt.

Wiltrud Ahlers / Peter Christoffersen (2013)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E4131, Einwohnermeldekarte
Archiv Centrum Judaicum Berlin (Mitarbeiterverzeichnis der Reichsvereinigung der Juden)
www.tenhumbergreinhard.de (Transport Riga)