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Wolf Lustgarten, *1900

DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN MINSK


Bachstraße 75
Bremen-Neustadt

Verlegedatum: 28.09.2012


Bachstraße 75 - Weitere Stolpersteine:


Wolf Lustgarten

Wolf Lustgarten
geb. 10.3.1900 in Bojan (Bukowina)

Wolf Lustgarten war der Sohn von Israel Lustgarten und seiner Ehefrau Rosa, geb. Bobkier. Er hatte mindestens noch einen Bruder (Jacob, vermutl. geb. 1903 u. verstorben 1978), der in die USA emigriert war. Am 1.11.1930 zog er von Frankfurt/M nach Bremen. Sein erster Wohnungsgeber war die Familie Katz in der Brückenstraße. Er besaß die preußische Staatsangehörigkeit. Die Einbürgerung wurde im Zuge der Diskriminierungsgesetze gegen Juden im Mai 1934 widerrufen, fortan galt er als staatenlos.

Am 24.12.1930 heiratete er in Karbach (Bayern) Ilse Berney (geb. 1907 in Karbach). Das Ehepaar hatte drei Kinder, die alle in Bremen geboren wurden: Dina Ruth (geb. 1932), Edith (geb. 1935), Bernd (geb. 1936). Von Mai 1931 bis April 1932 wohnte die Familie in der Isarstraße 43 und anschließend bis zu ihrer Deportation in der Bachstraße.

Wolf Lustgarten war Handelsvertreter. Er kam nach Bremen, weil er von einer großen Wollhandelsfirma als Ein- und Verkäufer eingestellt wurde. Ab November 1932 machte er sich selbständig. Er unterhielt nun eine Vertretung für bedeutende Süßwarenfirmen (insbesondere Schokolade) und war dementsprechend viel auf Reisen. Seine Ehefrau, eine gelernte Buchhalterin, führte in der Zeit das Büro zu Hause. Mit der zwangsweisen Abmeldung seiner Handelsvertretung am 30.12.1938 wurde er seiner Existenzmöglichkeit beraubt. Im Zuge der Verfolgungen während der Reichspogromnacht wurde er in Bremen verhaftet und in das KZ Sachsenhausen vom 10.11. bis 28.12.1938 eingewiesen.

Nach seinem Arbeitsverbot engagierte er sich in der Israelitischen Gemeinde als Vorbeter, da er ein guter Sänger war. Weiterhin war er stellvertretender Vorsitzender im Kranken-Wohltätigkeits-Verein der Israelitischen Gemeinde.

Am 18.11.1941 wurde Wolf Lustgarten mit seiner Familie von Bremen aus in das Ghetto Minsk deportiert. Dort wurden alle ermordet: sofern sie nicht den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto erlagen, fielen sie einer der Massenmordaktionen, die Ende Juli 1942 begannen, zum Opfer.

Nach der Deportation wurde der Hausrat vom Oberfinanzpräsidenten versteigert. Den Hauptteil der Möbel und der anderen Gegenstände erwarb ein Mieter im selben Haus.


Verfasser:
Peter Christoffersen (2012)

Informationsquellen:
Staatsarchiv Bremen, Akten 4,54-E10649, 4,54-Rü 5307, Einwohnermeldekarte,
Bundesarchiv, Gedenkbuch

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Novemberpogrom
Glossarbeitrag Sachsenhausen
Glossarbeitrag Israelitische Gemeinde Bremen
Glossarbeitrag Minsk