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Ilse Hirschfeld, *1936

Flucht 1933 nach Holland , interniert Westerbork, deportiert 1942
Ermordet in Auschwitz


Bürgermeister-Smidt-Str./neben Ausfahrt Hochgarage
Bremen-Mitte
ehemalige Straßenbezeichnung: Kaiserstraße 14

Verlegedatum: 29.05.2013


Bürgermeister-Smidt-Str./neben Ausfahrt Hochgarage - Weitere Stolpersteine:


Ilse Hirschfeld

Ilse Hirschfeld
geb. 22.5.1936 in Amsterdam

Ilse Hirschfeld war die Tochter des 1903 in Braunschweig geborenen Hermann Hirschfeld und seiner 1904 in Hamburg geborenen Ehefrau Else geb. Salomon. Die Eltern hatten 1929 in Bremen geheiratet, 1930 war in Bremen die Tochter Helga geboren worden.

Ende Mai 1933 war die Familie Hirschfeld in die Niederlande emigriert und in die in der Südstadt von Amsterdam gelegene Roerstraat 20 gezogen. Else Hirschfeld hatte dort eine Pension eröffnet, in der vor allem Flüchtlinge aus Deutschland unterkamen; Hermann war Geschäftsführer einer Firma aus der Modebranche geworden. Im Sommer 1935 hatten Elses jüngste Schwester Grete Gottschalk und ihre Tochter Else – vor ihrer Auswanderung nach Südafrika – die Familie Hirschfeld in Amsterdam besucht.

Am 22.5. 1936 wurde Ilse Hirschfeld in Amsterdam geboren.

Im Mai 1940 besetzten deutsche Truppen die – neutralen – Niederlande und errichteten ein militärisches Besatzungsregime. Seit Ende 1940 wurden die in den Niederlanden lebenden Juden registriert und in der folgenden Zeit systematisch isoliert. Am 1.7.1942 wurde das im Osten der Niederlande gelegene Lager Westerbork in ein „Durchgangslager“ umgewandelt und der Sicherheitspolizei unterstellt. Mitte Juli 1942 begannen von dort die Deportationen vor allem in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibor. Die von der SS zusammengestellten und von der Deutschen Reichsbahn organisierten Transporte in Viehwaggons dauerten zwei bis drei Tage. An der Bewachung der Deportationszüge waren Angehörige des Polizeibataillons 105 aus Bremen beteiligt.

Ilse Hirschfeld wurde mit ihren Eltern und ihrer Schwester Helga am 15.7.1942 aus Amsterdam deportiert. Vom Bahnhof Hooghalen mussten sie 6 km zum Lager Westerbork laufen, wurden dort registriert und mussten zurück zum Bahnhof laufen. Auf diesem Weg hat wohl der Vater Ilse auf den Schultern getragen, wenn die Bewacher es ihm nicht verwehrt haben.

Ilse Hirschfeld wurde mit ihrer Mutter und ihrer Schwester gleich nach der Ankunft im Lager Auschwitz-Birkenau am 17.7.1942 ermordet. Ihr Vater wurde am 17.7.1942 an der Rampe des Lagers von seiner Frau und den beiden Töchtern getrennt und zur Arbeit selektiert; er wurde Anfang Dezember 1942 ermordet.


Verfasser:
Michael Cochu (2013)

Informationsquellen:
Briefwechsel Else Hirschfeld / Grete Gottschalk (1936-1942)
Beuys, Barbara; Leben mit dem Feind - Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945, München 2012
www.joodsmonument.nl/person/496400/nl
Schneider, Karl; Auswärts eingesetzt - Bremer Polizeibataillone und der Holocaust; Essen 2011
Mitteilung des Erinnerungszentrums Kamp Westerbork vom 8.4.2013

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag Westerbork
Glossarbeitrag Auschwitz