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Emma Wolff, geb. Nussbaum, *1881

deportiert 1942 nach Theresienstadt
tot 10.2.1943


Nordstr./in Höhe der Haltestelle Grenzstr.
Bremen-Walle
ehemalige Straßenbezeichnung: Nordstr. 210


Nordstr./in Höhe der Haltestelle Grenzstr. - Weitere Stolpersteine:


Emma Wolff


Emma Wolff wurde am 9.12.1881 als Tochter von Samuel Nussbaum (1849-1924) und seiner Ehefrau Sarchen, geb. Hess (1854-1916) in Rotenburg/Fulda geboren. Am 4.7.1906 heiratete sie Martin Wolff. Ihr Ehemann starb 1926.

Emma Wolff betrieb in Bremerhaven einen „Kleinhandel in Wäsche und Bettfedern“. Sie wohnte von 1909 bis zum 20.11.1941 in Bremerhaven, Bürgermeister-Smidt-Straße 54. Das Mietshaus befand sich bis zur „Arisierung“ (Verkauf am 7.3.1939) in ihrem Besitz. Eine im Grundbuch festgeschriebene Verpflichtung lautete: „Der jeweilige Eigentümer hat dem Bremischen Staate jährlich am Martinitag einen gemäß Gesetz vom 7.7.1901 abzulösenden Grundzins von 29,64 Mark und bei jedem Eigentumsübergang einen Weinkauf zu zahlen, der bei dem Übergange des Eigentums auf einen Abkömmling oder den Ehegatten das Zweifache, in allen anderen Fällen das Vierfache des Grundzinses beträgt.“

Die vollständige Vermögensaufstellung von Emma Wolff ist erhalten geblieben. Danach war sie eine gutsituierte Frau, die ein umfangreiches Wertpapier- und Aktiendepot besaß. Die Höhe der von ihr abzuführenden Judenvermögensabgabe betrug 22.250 RM. Offenbar hatte sie trotz des Vermögenszugriffs des Staates das Vertrauen in die Zukunft nicht verloren. Vermutlich aus dem Verkaufserlös ihres Hauses legte sie noch im Oktober 1940 einen Teil ihres Geldes (11.000 RM) in Schatzanweisungen des Deutschen Reiches und der Reichsbahn an. Dieses Depot bestand noch nach Kriegsende, ohne konfisziert worden zu sein.

Emma Wolff konnte nach dem Verkauf ihres Grundstücks zunächst in ihrem Haus bleiben. Nach Kriegsende gab der Erwerber an, er habe ihr eine Wohnung im Dachgeschoss ausgebaut und für eine Miete von 35 RM zur Verfügung gestellt. Dennoch musste sie später ausziehen und wohnte vom 20.11.1941 bis zum 12.1.1942 in Bremerhaven in der Lange Straße 143. Ab dem 12.1.1942 war sie in Bremen im „Judenhaus“ in der Nordstraße 210 gemeldet. Am 22.7.1942 überwies sie zwangsweise an die Reichsvereinigung der Juden einen Betrag von 38.730 RM. Dies geschah auf Anordnung des Oberfinanzpräsidenten Weser-Ems und war als „Heimeinkauf“ für das Ghetto Theresienstadt deklariert worden – eine weitere Form des Vermögenseinzugs.

Nur einen Tag später – am 23.7.1942 – wurde Emma Wolff in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 10.2.1943 den Entbehrungen erlag. Die Todesfallanzeige benennt einen Herzklappenfehler als Todesursache.

Kirsten-Constance Gosau/Manfred Runge (2019)

Informationsquellen:
StA Bremen 4,54-E11769, 4,54-Ra2111
www.ancestry.hassia-judaica.de
www.holocaust.cz

Weitere Informationen:
Glossarbeitrag "Arisierung"
Glossarbeitrag "Judenhäuser"
Glossarbeitrag Theresienstadt